Vera Oelschlegel
Schauspielerin Regisseurin Dozentin
"Grüner Schnaps und roter Mond" eine Brecht-Revue
Bertolt Brecht/Wolfgang Bayer "Von den Sündern in der Hölle"
Vom Singen
(Kalenderblatt für Vera Oelschlegel)
Vera Oelschlegel bringt mit, was Brecht an einer Liederinterpretin schätzte: Sie singt leicht, kein Wort des Textes geht verloren, und manchmal meint man, sie sänge sich ein Liedchen beim Wäschewaschen.
In anderen Liedern überrascht sie uns mit dem, was der Berliner „Keßheit" nennt, nicht „Keßheit", die nur Maulflinkheit ist, sondern zielgerichtete Aggressivität.
In der „Dichterei" gibt es Brecht-Epigonen wie Pilze in einem feuchten Sommer, und auch in der Brecht-Interpretation ist über Mangel an Epigonentum nicht zu klagen. Hunderte von Mackies arbeiten mit dem gleichen Messer! Da sind Geleise, in die es sich leicht hineinfährt, die aber zum „Rummel" führen. Vera Oelschlegel bemüht sich, solche Geleise nicht zu befahren. Und das ist schwer. Es ist das Schwerste für einen Künstler, sich selber zu entdecken und das Einmalige, das in ihm steckt, herauszuarbeiten.